Am 21. und 22. Mai fand in Triest das Amber Wine Festival statt. Oben im Castello San Giusto waren 37 verschiedene bekannte und weniger bekannte Weingüter aus Italien, Slowenien, Kroatien und Österreich zu Gast, und man konnte in einem zwar engen, aber professionell gestalteten Rahmen die Weine verkosten, die unter Naturweine, Orangewine, Amphorenweine usw. angeboten werden.
Vorweg müssen wir bekennen, dass wir immer noch eher skeptisch diesem Trend gegenüberstehen. Die erste intensive Erfahrung mit Orangeweinen hatten wir in einem Wiener Toprestaurant, das zum vielgängigen Menü fast ausschließlich solche wortreich erklärte und servierte. Wir waren großflächig enttäuscht und wünschten uns wieder Weine mit moderner Kellertechnik gekeltert zurück. Das hat sich aber mit der Zeit gewandelt. Wahrscheinlich hat sich unser Geschmack weiterentwickelt genauso wie die Naturweinbewegung. Wir fanden immer häufiger sehr interessante bis äußerst köstliche Tropfen, doch auch immer wieder Weine, die einfach schlecht waren. In Österreich kennen wir mittlerweile in Hainburg eine junge Winzerin, die hervorragende Naturweine und Pet Nats (Schaumweine) erzeugt, auch in der Thermenregion südlich von Wien haben wir ausgezeichnete Qualitäten gefunden. Natürlich haben wir uns, seit wir in Muggia ansässig sind, auch mit der hiesigen Szene auseinandergesetzt, und zwar grenzüberschreitend in Italien und Slowenien. Auch hier wurden wir fündig, aber oftmals auch enttäuscht. In dieser Region dominieren die autochthonen Sorten Vitovska und der lokale Malvasia, spezifische Weißweine aus dem Karst, sowie der Terrano und der Refosco, spannende Rotweinsorten. Im Collio-Gebiet wird auch der Ribolla Gialla manchmal mit langer Mazeration ausgebaut. Und nicht zu vergessen der Pinot Grigio Ramato, ein bronzefarbener Wein, der weniger häufig anzutreffen ist.
Mit großer Neugier gingen wir also in der ersten frühsommerlichen Hitze auf den Hügel San Giusto, nachdem wir mit der Fähre von Muggia nach Triest bei angenehmen Fahrtwinden übersetzt sind. Das Castello war schon recht gut besucht und die abgegrenzten Bereiche für die Weinmesse-Besucherinnen und -Besucher füllten sich allmählich. Man bekam zum Eintritt ein Verkostungsglas und einen Übersichtsfolder, der sehr wichtig war, denn die Aufteilung auf verschiedene Räume und Säle erzeugte eine gewisse Unübersichtlichkeit.
Wie erwartet, waren aus der Region Friaul und dem angrenzenden Slowenien sehr viele Karstweine wie oben beschrieben zu finden. Gänzlich unbekannt waren uns Weingüter aus anderen italienischen Regionen wie Toskana oder Sizilien, einige nordslowenische und kroatische Weingüter konnten wir entdecken, manche waren uns schon ein Begriff, und die wenigen österreichischen Winzerinnen und Winzer waren uns gänzlich unbekannt.
Es war uns unmöglich, alle Weine durchzukosten. 37 Stände mit jeweils mehreren Weinen – selbst wenn wir alle nach dem Verkosten ausgespuckt hätten, hätten wir keine Chance gehabt, alles kennenzulernen. Manche uns bekannte wie Rojac, Zidarich oder Merlak ließen wir aus. Aber das, was wir verkostet haben, haben wir sorgsam notiert.
Unser Fazit: Es gibt immer noch viele Weinerzeuger, die auf der Orangewein-Welle versuchen mitzuschwimmen, es aber aus unserer Sicht (noch) nicht können. Uns haben viele enttäuscht: sehr sauer, eindimensional oder schlicht langweilig. Einiges war durchschnittlich, wo wir uns fragten, was der Mehrwert sein könnte, um einen relativ hohen Preis dafür zu verlangen. Einige mutige Experimentierer waren auch dabei mit unterschiedlichen Zugängen und ebensolchen Resultaten. Großartige Weine waren aus unserem wohl nicht repräsentativen Verkostungsausschnitt ca. 10 % dabei, aber die hatten es in sich und waren richtige „Granaten“, die ihren Preis von manchmal deutlich über € 30,00 auch rechtfertigen können. Vielschichtig strukturiert, dem Terroir verbunden, herrliche mineralische Anklänge, auch vielfältige Fruchtnoten, solche Weine machen uns Freude und da fallen uns sofort Speisen ein, zu denen wir sie trinken möchten. Wie erwähnt haben wir nicht den Eindruck, dass unsere Verkostung repräsentativ, sondern willkürlich war. Deshalb wollen wir auch keine Namen von Weingütern nennen, die positiv oder negativ hervorzuheben wären, denn selbst bei einzelnen Ausstellern haben wir nicht alle Weine durchgekostet, und so wird es bestimmt sein, dass uns das eine oder andere Juwel entgangen ist. Es war für uns ein spannender Nachmittag und Abend, und wir finden, dass die Szene es absolut wert ist, beachtet und beobachtet zu werden.
Hinweis: Wir haben die Karten im Rahmen eines Gewinnspiels von Triestissima gewonnen, wofür wir uns hier nochmals bedanken.