Manche Cocktails sind so naheliegend und trotzdem gibt es sie (noch) nicht. Die Recherche – den muss es doch geben! – war ergebnislos. Mag sein, dass wir nicht gründlich genug gesucht haben, aber üblicherweise tauchen unter den ersten Ergebnissen die gesuchten Cocktails auf. Hier nicht – alles muss man selber machen! Da ist sie also, die prickelnde franko-italienische Liaison: Picon Spritz!
Picon ist ein karamellfarbener Bitterlikör, der in Algerien 1837 von dem Franzosen Gaétan Picon ursprünglich als „Amer African“ entwickelt wurde. Wie bei vielen chininhaltigen Getränken, war es ursprünglich wie Tonic als eine Art Medizin konzipiert, die in der Hitze Algeriens der Kolonialarmee gegen schlimmes Fieber helfen sollte. Der später in großem Stil in Marseille erzeugte Likör wurde nach ihm benannt. Heute ist das Getränk Teil des Luxusmarkenkonzerns „Moët Hennessy - Louis Vuitton“ und wird angeblich immer noch in Marseille nach dem Originalrezept hergestellt. Hauptgeschmacksrichtung ist Bitterorange, ergänzt mit Enzian und Chinarinde, wozu noch Zucker, Sirup und Karamell hinzugefügt werden. Gemischt mit Bier („Picon Bière“) oder Weißwein („Picon Blanc“) ist er besonders im Elsass und in den nördlichen Regionen Frankreichs als Aperitif beliebt.
Es gibt eine Menge Cocktails, in denen Picon verwendet wird. Ist es so abwegig, damit auch einen klassischen Spritz zu mischen? Nein, ganz und gar nicht, und der Geschmack überzeugt auf jeden Fall. Wir können uns nicht vorstellen, dass diese Variation nicht schon längst irgendwo kreiert worden ist, jedenfalls scheint auf unserem Blog das erste Rezept dazu veröffentlicht zu werden:
Zutaten pro Glas
- 4–5 Eiswürfel
- 4 cl Picon Apéritif
- 6 cl Prosecco, Spumante oder ein trockener weißer Schaumwein
- 2 cl Soda
- 1 Orangenscheibe
- 1 Orangenzeste als Deko
In ein Stielglas die Eiswürfel geben. Darüber den Picon gießen, dann Prosecco und Soda einfüllen, leicht umrühren, die Orangenscheibe ins Glas geben und mit der Orangenschale dekorieren.
Der herrlich herbe Geschmack der Bitterorangen und die Süße des Karamells ergeben mit der Säure des Schaumweins eine verführerische Geschmackskombination. Könnte unser privater Lieblingsspritz werden …
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